Interview mit Christoph Steup: mit der Flying Faculty in Bulgarien

21.10.2023 -  

Christoph Steup ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Computational Intelligence, Postdoc, Leiter vom Swarmlab und Teamleiter vom RoboCup Team. Nach eigenen Angaben beschäftigt er sich mit so ziemlich allem, was mit Robotik anfängt, mit KI aufhört sowie dem, das dazwischen liegt.

 

Er hat im Rahmen des Flying Faculty Programms vom 19.03.2023 bis 31.03.2023 eine Lehrtätigkeit an unserer Partnerfakultät, der Fakultät für Deutsche Ingenieur- und Betriebswirtschaftsausbildung (FDIBA) Sofia durchgeführt. Wir haben ihn dazu interviewt.

Christoph Steup

 

Christoph, wie bist du auf die Möglichkeit der Flying Faculty (Lehrtätigkeit in Bulgarien) aufmerksam geworden?

"Ein ehemaliger Kollege, Sebastian Zug, war bereits für eine Lehrtätigkeit in Bulgarien. Daher wusste ich vom Doppelabschlussprogramm und der Möglichkeit des Lehraustauschs. Ich fand es interessant und wollte mehr Lehrerfahrung vor der Habilitation sammeln. Daraufhin habe ich Michelle, die Projektkoordinatorin für FDIBA, angesprochen."

 

Warum hast du dich dafür entschieden, dieser Möglichkeit der Lehrtätigkeit in Bulgarien nachzugehen?

"Ich mache sehr gerne Lehre und hatte das Fach Intelligente Systeme bereits als Vertretungsprofessor gelehrt. Ich wollte es wieder aufnehmen, von anderen Studierenden neues Feedback bekommen und damit auch die Vorlesung für die FIN verfeinern. Insbesondere die Synchronisation von Vorlesung und Übung, die ja üblicherweise von zwei verschiedenen Personen gehalten werden, war mir wichtig."

 

Wie lange warst du in Bulgarien und wie empfandst du deinen Lehraufenthalt?

"Ziemlich genau zwei Wochen, und es war super angenehm. Jede Person vor Ort war unglaublich hilfsbereit! Ich wurde direkt vom Flughafen abgeholt. Die Übungsleiterin für Intelligente Systeme vor Ort kümmerte sich um meine Betreuung. Das war sehr hilfreich, da ich noch nie zuvor in Bulgarien war und das Land doch ein paar Eigenheiten hat, mit denen man nicht unbedingt rechnet.

Herausfordernd war für mich am Anfang, dass ich die Sprache nicht spreche und vor allem die Zeichen nicht lesen konnte. Das wurde gegen Ende deutlich entspannter, weil ich zu dem Zeitpunkt anfing, das bulgarische Alphabet zu beherrschen."

 

Was hast du dir aus Bulgarien (an Erfahrungen, Erinnerungen oder vielleicht Vorsätzen) nach Deutschland mitgebracht?

"Was mich unglaublich beeindruckt hat war die Landschaft! Ich war ein Wochenende in Plovdiv. Plovdiv ist nur rund 150km von Sofia entfernt, aber der klimatische Unterschied ist gewaltig. Das kennt man so aus Deutschland und anderen europäischen Ländern nicht. Die bulgarische Kultur ist sehr interessant, weil sie eine Mischung ist aus europäischer und orientalischer Kultur ist.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Dinge nicht so eng sehen muss. Eine Vorlesung muss nicht notwendigerweise genau um Viertel nach anfangen, sie kann auch eine Viertelstunde später losgehen, wenn die Studierenden eingetroffen sind. Den Stoff schafft man trotzdem. Die Studis arbeiten kürzer, dafür aber wesentlich intensiver. Interessante Erkenntnis!"

 

Was war die größte Gemeinsamkeit? Was der größte Unterschied verglichen mit deiner Lehrtätigkeit in Magdeburg? Hauptsächlich die Arbeitsmuster?

"Es gab noch mehr Unterschiede: das Verhältnis zwischen Studierenden und Professor ist anders - hierarchischer als hier. Für mich fühlte es sich ungewohnt an, weil es Distanz zwischen den Lehrenden und den Studierenden erzeugt. Das legte sich mit der Zeit etwas.

Die grundlegende Lehre ist ziemlich identisch. Auch die FDIBA-Studis sind mathe- und verständnistechnisch super fit. Sie sprachen gutes Deutsch, sodass auch Vorlesungen auf Deutsch kein Problem waren. Ich glaube, das ist eine Besonderheit der deutschen Fakultät."

 

Gibt es einen Moment, an den du dich besonders gerne erinnerst?

"Ja, es war ganz lustig, als ich zu Anfang der Vorlesung fragte, ob es noch interessante Themen gibt, welche die Studierenden besprechen wollen und gleich von drei oder vier Ecken „Ja, wir würden gerne etwas über ChatGPT hören“ kam. Ich bereitete entsprechend eine Vorlesung vor. Das war für mich ebenfalls sehr interessant, da das Thema zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich neu war, und ich selbst noch einiges lernte.

Besonders interessant war es, sich zu überlegen wie man ein so komplexes Thema in einer Grundlagenveranstaltung unterbekommt, insbesondere in einer Vorlesung. Hat aber echt Spaß gemacht! In keiner der anderen Vorlesungen waren die Studierenden so begeistert dabei."

 

Was würdest du einer Lehrperson raten, die ebenfalls Lust hat ihren Horizont zu erweitern?

"Das Erste ist auf alle Fälle: Es lohnt sich, es einfach mal auszuprobieren. Es kann nicht viel schiefgehen. Man investiert nicht unglaublich viel Zeit, kann aber relativ viele Erkenntnisse gewinnen, und es hilft sehr bei der Verbesserung der Lehre.

Meine Empfehlung: Man sollte nicht unbedingt eine neue Lehrveranstaltung testen, sondern eine bereits fertige Vorlesung halten. Das Curriculum an der FDIBA in Bulgarien und der FIN in Deutschland sind leicht unterschiedlich und die Veranstaltung sollte in das Curriculum passen. Dazu sind recht intensive Absprachen notwendig, damit die Studierenden wissen, was auf sie zukommt, und die Lehrenden wissen was sie an Vorwissen erwarten können. Das ist eigentlich das Wichtigste, damit die Lehre erfolgreich wird.

Und damit der Aufenthalt erfolgreich wird, sollte man sich zumindest ein bisschen aus Sofia rausbewegen. Sofia ist eine schöne Stadt, aber das Umfeld ist noch schöner und hat viel Kultur! Klare Empfehlung: eine Busfahrt nach Plovdiv - die dauert eine Stunde."

 

Fragen zur Kooperation von FDIBA und FIN im Allgemeinen und zum Doppelabschluss-Programm im Speziellen beantwortet gern die verantwortliche Projektkoordinatorin > Michelle Bieber.

Letzte Änderung: 27.10.2023 - Ansprechpartner: Webmaster