Uppsala 2010/11 - Matthias Graf
Studium in Schweden
Matthias Graf, INF - 2010/11
Wo und wann warst du im Ausland?
Ich war von August 2010 bis Januar 2011 an der Uppsala University in Schweden.
Was war der Auslöser für deinen Auslandsaufenthalt?
Das wage Ziel, mal in meinem Studium ein Auslandssemester zu machen, hatte ich bereits relativ lange. Auslöser für meinen Schwedenaufenthalt war dann aber erst die Idee meiner Freundin für ein Semester ins Ausland zu gehen. Nachdem ich mich dann selbst über einige Austauschmöglichkeiten informiert hatte, kam mir dann der Gedanken: Warum nicht zusammen mit deiner Freundin nach Schweden gehen?
Und wieso gerade nach Uppsala?
Für meine Freundin stand relativ fest, dass sie nach Schweden geht, weil dort eine passende Hochschulkooperation zwischen den Fakultäten existierte (eine solche ist oft notwendig für den Austausch von Studenten zwischen den Universitäten). Sie ist nach Linköping gegangen. Leider bot die Fakultät für Informatik keine solche nach Skandinavien oder Großbritannien an, was meine Favoriten waren, weil die Lehrsprache dort eben Englisch ist. Die anderen Optionen haben mich wenig überzeugt und so habe ich zunächst erwogen, mich unabhängig von einer solchen Kooperation anzumelden. Allerdings wäre das für die meisten schwedischen Universitäten, wie auch Uppsala, ausgeschlossen gewesen, weil diese keine so genannten “Free Mover” (ohne formale Hochschulkooperation Studierende) akzeptieren. Nach einem Gespräch mit der Auslandskoordinatoren der Uni, Frau Zabel, die mir zunächst die bestehenden Partnerschaften nach Osteuropa empfahl, informierte ich mich über die Möglichkeit die Partnerschaft eines Professors der Mathematik, Prof. Werner, zur Uppsala Universität zu nutzen, was letztendlich auch funktioniert hat. Aufgrund der fachlichen Nähe, so war die Überlegung, könnte ich als Informatikstudent auf einen der vier bestehenden Plätze rutschen. Nach einer entsprechenden Rücksprache mit Prof. Werner und Prof. Rösner, meinem Studienfachberater, rückte diese Möglichkeit immer mehr in den Fokus meiner Bemühungen. Im Nachhinein war interessant zu erfahren, dass die Hochschulkooperation tatsächlich auch für Informatikstudenten gilt, was in Magdeburg nur nirgends ausgeschrieben und/oder bekannt ist.
Was gibt es bei der Vorbereitung zu beachten?
Bevor man sich im Ausland bewerben kann, muss man von der eigenen Universität als Austauschstudent akzeptiert werden, was durch Platzkontingente nicht immer einfach ist. Mehr als ein komplettes Semester, bevor es los gehen sollte, muss man sich mit allen nötigen Unterlagen beworben haben. So musste ich noch unter Zeitnot mein Englisch- Sprachzertifikat, den TOEFL, ablegen. Außerdem musste ich mich über zu belegende Kurse, den Ort und Schweden informieren. Und natürlich noch ein Bewerbungsschreiben in Deutsch und Englisch sowie einen Lebenslauf schreiben. Dabei macht man mit verschiedensten Auslandsstipendien Bekanntschaft. Für mich relevant ist das Europäische Förderprogramm ERASMUS. Neben finanzieller Unterstützung sorgt es auch für einen gesicherten Wohnplatz, was in Schweden unglaublich wichtig ist, denn der Wohnungsmarkt gerade in Universitätsstädten ist äußerst knapp. Nach der Nominierung in Magdeburg habe ich mich in Uppsala beworben. Allerdings ist das dann reine Formalität. Die Bewerbung schloss vor allem die Angabe von zu belegenden Kursen mit ein. Letztlich habe ich einen nicht unerheblichen Teil meiner Zeit während des Sommersemesters vor dem Austausch mit Planung verbracht.
Welche Fächer hast du dort besucht?
Belegt habe ich Large Scale Programming, Finite Element Methods, Scientific Visualisation und Artifical Intelligence, sowie natürlich den Schwedischkurs, der für mich aber nicht anrechenbar ist. Die Fakultät für Informationsverarbeitung ist sehr gut ausgestattet und gelegen. Der Unterricht ist durchgehend sehr gut.
Wie lief es mit der Sprache?
In Schweden können sehr viele Menschen gut Englisch sprechen, weit mehr als in Deutschland. Außerdem werden die allermeisten Kurse in Englisch gehalten. Englischkenntnisse sind ein absolutes muss. Deshalb haben wir zur Vorbereitung auch Englisch gesprochen. Ansonsten haben wir hier für ein Semester einen Anfängerkurs in Schwedisch belegt. Dadurch hatte man auch schon eine Vorstellung über schwedische Eigenheiten und Charakterzüge. Ich habe dann außerdem in Schweden einen weiteren Schwedischkurs belegt, auf der nächst höheren Stufe. Dadurch habe ich dort auch viele neue Leute kennenlernen können. Außerdem ist eine Sprach-Tandem-Partnerschaft sehr zu empfehlen. Damit lernt man nicht nur die Sprache schneller, sondern hat auch direkten Kontakt zu einem Schweden, was durchaus Gold wert sein kann. Wichtig ist, dass man trotz der vielen Deutsch dort, nicht Deutsch spricht, sonst grenzt man sich bewusst aus.
Wie sah es denn so finanziell aus?
Für ein einfaches Zimmer habe ich insgesamt 320 EUR bezahlt. Im Supermarkt habe ich pro Monat etwa so viel Geld gelassen, wie ich Miete bezahlt habe. Da sind aber nicht nur Verpflegung, sondern auch alle möglichen Haushaltsmittel mit eingeschlossen. Schweden ist ein vergleichsweise teures Land zum Studieren, auch wenn es keine Studiengebühren gibt. Wer bei den Finanzen etwas schwach auf der Brust ist, sollte sich genau überlegen, ob er nach Schweden möchte. Für den Geldtransfer nach Schweden braucht man nicht zwangsläufig ein schwedisches Konto, solange man zumindest eine Kreditkarte hat, mit der man in Schweden kostenlos Bargeld abheben kann.
Was für ein Fazit ziehst du aus dem Aufenthalt in Schweden?
Die Entscheidung ein Auslandssemester anzutreten war die Beste, die ich machen konnte. Ich würde es jedem ohne Zweifel weiterempfehlen. Uppsala ist ein wunderschöner Studienort und Schweden hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Ich habe vor allem nicht nur akademisch sehr viel gelernt. Zu den besten Erfahrungen zähle ich das Kennenlernen der schwedischen Mentalität und die Möglichkeiten, die einem die Nations (Studentenvereinigungen) bieten. Unangenehm war zum Winter hin nur die Dunkelheit und Kälte in Schweden, was aber ohne Zweifel wieder durch den Sommer und dessen Mitsommerfest kompensiert wird.